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Zerrissenheit

 

(Herbst 2018)

 

I. Der Wandel der Zeit
 
Die Lage ist so gut und schlecht wie nie,
halt je nach Standpunkt, sehr verehrte Leser!
Man schwenkt ja halbwegs ungleich volle Gläser
und schwankt schon zwischen Leichtsinn und Phobie.
 
»Globalisierung« heißt das Zauberwort
für jene, die dabei enorm gewinnen.
Für andre gibt es schlichtweg kein Entrinnen,
geschweige einen freien Rückzugsort,
 
so dass sich viele um die Zukunft sorgen
und glauben, dass es früher besser war.
Da fühlte sich die Masse noch geborgen.
 
Dem Jetset scheint die Welt fast ohne Ketten
recht angenehm zu sein und annehmbar.
Das Leben bietet etliche Facetten.
 
 
II. Auseinanderleben
 
Das Leben bietet etliche Facetten,
doch kennt man davon maximal 'nen Teil,
und Unterschiede treiben manchen Keil
ins Miteinander und man sagt, sie hätten
 
mit Schuld am Egoismus heutzutage,
da jeder an den eignen Vorteil denkt 
und selbst ein Lächeln selten gern verschenkt.
Das stellt nicht bloß Gemeinsinn herb infrage,
 
auch Konventionen stehen auf der Kippe.
Wo Pro im Wortgefecht auf Kontra prallt,
riskiert man eben eine dicke Lippe.
 
Wer nur bedacht ist, seine Haut zu retten,
betrachtet andre unter Vorbehalt -
die richtig Miesen und die eher Netten.
 
 
III. Zwischen Social Media und Darknet
 
Die richtig Miesen und die eher Netten
triffst du auf dem verschiedensten Parkett
und viele tummeln sich im Internet.
Dort findet man beim Surfen und beim Chatten
 
gut Menschen neben üblen Lügenbolden.
Die kommen mehrmals täglich ungehemmt
zett Be als »Peter Müller« angespamt,
um sich ihr Sündenbabel zu vergolden.
 
Auch Manipulation geht auf den Keks.
Was »Nachricht« heißt, ist oftmals dreist erfunden.
Im Netz vermehrn sich schlecht gemeinte Fakes.
 
Bekannte Plattformen verbreiten die.
Da sind die ganzen Freunde eingebunden.
Für nichts indes gibt’s eine Garantie.
 
 
IV. Preise der Freiheit
 
Für nichts indes gibt’s eine Garantie
in einer Welt, die sich tagtäglich wandelt,
in der man aber fast mit allem handelt,
mit Prunk und Protz sowie mit Energie.
 
Selbst Wohnraum, den die Städter fraglos brauchen,
ist Wirtschaftsgut und das für viele mies,
denn Wucher bringt Vermietern reichlich Kies.
Die Einwohner der Metropolen krauchen.
 
Die Kräfte funktionieren umgekehrt
in abgehängten, ländlichen Regionen.
Dort sind die Immobilien kaum was wert.
 
Es kommt zu Leerstand, Landflucht und Verfall,
wo sich Investitionen nicht mehr lohnen.
Probleme lauern quasi überall.
 
 
V. Alterserscheinungen
 
Probleme lauern quasi überall.
Marode sind die Schulen, Straßen, Brücken.
Doch hochbetagten Menschen helfen Krücken
fürs flotte Tänzchen beim Seniorenball.
 
Die werfen Ihre Flinte nicht ins Korn.
Sie blühen auf, bevor sie fein vererben.
Bei andren Rentnern reicht es kaum zum Sterben,
zum Leben schwerlich – höchstens zum Verdorrn.
 
Als Pflegefall will sicher niemand enden,
vor allem weil es oft an Kräften fehlt,
ihn, wenn schon sonst nichts, wenigstens zu wenden.
 
Da droht ein stetig böseres Erwachen,
dass sich manch Alternder am Schluss noch quält,
weshalb sich Leute heute Sorgen machen.
 
 
VI. Dunkelziffern
 
Weshalb sich Leute heute Sorgen machen,
hat auch mit Ihrem Überfluss zu tun.
Sie haben hartes Geld verdient und nun
besitzen sie recht hochwertige Sachen,
 
die Kriminelle ebenfalls begehren.
Die stehlen flugs und fliehen dann geschwind,
besonders, seit die Grenzen offen sind,
und ihre Taten sind nicht leicht zu klären.
 
Verbrechen werden Opfern zum Verhängnis.
Die Täter, scheint es, straft der Rechtsstaat kaum.
Sie landen nur vereinzelt im Gefängnis.
 
Auch kommt's bei uns gefühlt zu mannigfachen
Gewalttaten im öffentlichen Raum,
wo viele Existenzen sich verkrachen.
 
 
VII. Unvereinbarkeiten
 
Wo viele Existenzen sich verkrachen
und sich Miseren mehren auf der Welt,
wirft die Gesellschaft andrerseits das Geld
verwöhnten Fußballspielern in die Rachen,
 
die Treue zu den Clubs fortan verneinen.
So steht der Profisport für Dekadenz,
und er entfernt sich von den echten Fans
anstatt die Leute etwas zu vereinen.
 
Auch sonst ist höchst präsent, was Menschen trennt.
Als Schwerter dienen Runen oder Suren,
wobei sich mancher Sportsfreund arg verrennt.
 
Gemeinsamkeit geht unter im Krawall
und herrscht kein Frieden zwischen den Kulturen,
droht insgesamt latent der große Knall.
 
 
VIII. Ein Fluss und Einflüsse
 
Droht insgesamt latent der große Knall,
liegt das mitunter allerdings am Wetter.
Die donnernden Gewitter werden fetter,
auf lange Dürre folgt ein Wasserschwall.
 
Orkane ziehen heillos übers Land.
Sie wüten immer häufiger und wilder
und sie missachten Tempolimit-Schilder.
Begegnungen erscheinen da riskant.
 
Auch trifft man manchmal auf das falsche Tier.
Wir brauchen keine Wölfe, sondern Bienen,
nur etliche davon verenden hier.
 
Vom Isegrim sind Tierschützer verzückt,
die friedliebend zu sein bis dato schienen.
Es wirkt, als wäre einiges verrückt.
 
 
IX. Geldwirtschaft
 
Es wirkt, als wäre einiges verrückt
und Weniges normal in unsrem Leben.
Zwar bleibt es meist ein Nehmen und ein Geben,
doch sorgt grad das für mancherlei Konflikt.
 
Man predigt feierlich Gerechtigkeit.
Dabei verkommt das arme Wort zur Hülle
und trotz der reichen Geld- und Güterfülle
macht sich ein Mangel an Vertrauen breit.
 
Das kann uns selbst Europa kaum noch bieten.
Nach beispielhaften Jahren ohne Krieg,
so scheint's, degenerieren die Eliten.
 
Das Kapital vermehrt sich dividendlich
und ziemlich spärlich schützt die Politik,
was immer sicher schien und selbstverständlich.
 
 
X. Die Krise der Demokratien
 
Was immer sicher schien und selbstverständlich,
wird vehement erschüttert, dass es wankt.
Das demokratische Gefüge krankt.
Was Menschenhand erschuf, währt nie unendlich.
 
Wir sehen nun in lauter andren Ländern,
die uns so nah erschienen und vertraut,
dass dort die Mehrheit auf Idioten baut
und Weltbilder sich radikal verändern.
 
Da ruft der Mob: »Ein starker Mann muss her!«,
als ob's nicht oftmals falsch gewesen wäre,
doch glaubt man derzeit wieder solche Mär.
 
Man lügt und trügt respektlos und geschickt.
Dadurch verändert sich die Atmosphäre,
ein Tatbestand, der auf die Stimmung drückt.
 
 
XI. Volksparteien-Verdrossenheit
 
Ein Tatbestand, der auf die Stimmung drückt,
ist, dass verkappte Unzufriedenheiten
selbst hier im Land die Diskussionen leiten.
An kruden Theorien wird gestrickt.
 
Die Volksparteien schrumpfen vor sich hin.
Kaum jemand hat die Kraft zum Koalieren
und das erschwert es, richtig zu regieren.
Oft raubt das Mittelmaß zum Zweck den Sinn.
 
Dann reden sie noch jede Menge Quark
und werfen gar Prinzipien übern Haufen.
So machen sie die Ränder furchtbar stark.
 
Denk ich an Deutschland bei der nächsten Wahl,
empfinde ich das just zum Haareraufen.
Die falschen Fehler wären nun fatal.
 
 
XII. Homo sapiens und seine Natur
 
Die falschen Fehler wären nun fatal.
Im Angesicht des wirren Weltenlaufes
und eingedenk des irren Ausverkaufes
sind gute Wege holperig und schmal.
 
Womöglich ist es lange schon zu spät.
Dann killen uns vergangne Umweltsünden
und selbst die Profiteure mit den Pfründen,
die werden wie der Rest vom Wind verweht.
 
Nur schaut man häufig weg wie bei den Waffen
und der Gefahr der letzten vollen Hausse.
Auf unserem Planeten, dem der Affen,
 
organisiert der Mensch sich managementlich.
Die Risiken erscheinen riesengroß,
doch sind sie ja vielleicht nicht unabwendlich.
 
 
XIII. Bedrohungen
 
Doch sind sie ja vielleicht nicht unabwendlich?
Wir haben eine taffe Konjunktur
und exportüberschießen stolz und stur.
Das findet gar zum Teil das Ausland schändlich.
 
Im Inland wiederum ist kaum zu sehen,
wo das Ergebnis all der Mühen bleibt.
Oft wird’s von Investoren einverleibt,
mit Sinn, behaupten Wirtschafts-Koryphäen.
 
Die Stellung Deutschlands gilt als exponiert,
dass Fremde hier ein Paradies vermuten,
was smart klingt, bloß mitnichten existiert.
 
Versinken wir im tiefsten Digital
und wird uns bald der Fortschritt überfluten?
Die Menschheit hat noch etwas Potential.
 
 
XIV. Es geht immer weiter
 
Die Menschheit hat noch etwas Potential.
Das müsste jeder wissen, hier am besten.
Es lässt sich leben in Europas Westen,
doch sind die Krisen international.
 
Die Flüchtlingswellen machen uns bewusst,
dass sich die aufgestauten Fehler rächen
und dann womöglich alle Dämme brechen.
Da drohen Panik und Kontrollverlust.
 
Gewöhnlich läuft es aktuell zu schnell
und selbst die Letzten müssen sich beeilen.
Das widerspricht Natur und Naturell.
 
Die Bürger kriegen Fortschrittsallergie.
Moderne Medizin muss die jetzt heilen.
Die Lage ist so gut und schlecht wie nie.
 
 
XV. Wider und für (Meistersonett)
 
Die Lage ist so gut und schlecht wie nie.
Das Leben bietet etliche Facetten,
die richtig miesen und die eher netten.
Für nichts indes gibt’s eine Garantie.
 
Probleme lauern quasi überall,
weshalb sich Leute heute Sorgen machen.
Wo viele Existenzen sich verkrachen,
droht insgesamt latent der große Knall.
 
Es wirkt, als wäre einiges verrückt,
was immer sicher schien und selbstverständlich,
ein Tatbestand, der auf die Stimmung drückt.
 
Die falschen Fehler wären nun fatal,
doch sind sie ja vielleicht nicht unabwendlich.
Die Menschheit hat noch etwas Potential.

 

 

 

 

 

Streifzug

 

(Frühjahr 2016)

 

I. Unten in der Stadt
 
Graffiti prangen schier an jeder Wand.
Die sind zwar hässlich, deshalb aber prägend
für diese ehedem passable Gegend.
Nun bin ich wohl der einzige Passant
 
im Randbezirk, den das Regime vergaß.
Vorm ersten Eingang lungert eine Clique.
Ich schaue weg und spüre stiere Blicke.
Es liegt was in der Luft, wahrscheinlich Gras.
 
Aus einem Fenster schallen schrille Schreie.
Ein Flaschenhals steckt irgendwo im Laub.
Nicht enden wollend wirkt die Häuserreihe.
 
Ich warte lieber nicht auf Vorkommnisse
und mache mich geräuschlos aus dem Staub.
Der Weg führt gradewegs ins Ungewisse.
 
 
II. Surreale Welten
 
Der Weg führt gradewegs ins Ungewisse.
Das Industriegebiet von einst steht leer
und mutet seltsam an, wie eine sehr
bizarre Trash- und Horrorfilmkulisse,
 
worauf ich gleich auf einen Zombie treffe,
der sicher irgendwas genommen hat.
Er blickt, als sei er Boss der Geisterstadt.
Sein Hund verkneift sich Jaulen und Gekläffe.
 
Der nächste Kerl ist dito ein Kaputtnik,
als Schatten seiner selbst schlaff weggedöst.
Das Viech, das um ihn rumfliegt, mimt den Sputnik.
 
›Geschmeidig bleiben!‹ lautet die Prämisse,
wenn Toleranz an ihre Grenzen stößt.
Es riecht nach Unrat, Moder und nach Pisse.
 
 
III. Reale Welten
 
Es riecht nach Unrat, Moder und nach Pisse.
Man scheißt auf Haute Couture und fragt: »Wofür?«
und schlurft in Jogginghose vor die Tür.
Nicht bloß im Asphalt zeigen sich die Risse.
 
Fassaden bröckeln nach immensen Pleiten.
Die Häuserfronten wurden zügig alt,
Pupillen inhaltsleer und bitterkalt
und Mienen eisig wie zu ärgsten Zeiten.
 
Die Uhren stehen längst auf kurz vor knapp.
Nicht alle wissen, wo sie hingehören.
Da hört man oft: »Die Menschheit schafft sich ab!«
 
Der Pessimismus überrollt das Land.
Man ahnt diverse Dinge, die verstören.
Ne schwarze Katze hockt am Wegesrand.
 
 
IV. Kontraste
 
Ne schwarze Katze hockt am Wegesrand.
Mit ihrem Buckel schützt sie sich vor Tritten.
Daneben Menschen, die um Hilfe bitten,
im Grunde froh und gleichsam angespannt.
 
Sie gingen weit, mitunter Schritt für Schritt.
Vor Terror und Gewalt sind sie geflohen.
Man fürchtet, dass erneut Konflikte drohen,
denn heimlich reist der Krieg im Schlepptau mit.
 
Ich selber schleiche mich ums Straßeneck
zu jenem Unterstand, wo Busse stoppen.
Ein paar Minuten später bin ich weg.
 
Die Straße, wo ich aussteige, wirkt schlicht,
doch kann die Letzte augenscheinlich toppen.
Bisweilen existiert noch Mittelschicht.
 
 
V. Vereinzelung
 
Bisweilen existiert noch Mittelschicht.
Die Bürger hasten zwischen all den Läden
und andre rasten, qualmen oder reden,
vielleicht auf seichten Klatsch und Tratsch erpicht.
 
Die Neugierde wird aktuell genährt.
Es gellen die Geräusche von Sirenen.
Die Nachbarn stürzen hin wie die Hyänen,
als sich ein Leichenwagen langsam nähert.
 
Ein Rentner, heißt es, starb bereits vor Wochen.
Erst eben kam jedoch die Ambulanz.
Der Hauswirt hätte totes Fleisch gerochen.
 
Gerüchte sind von Wahrheit kaum zu trennen.
Zwar stößt die Sache rasch auf Resonanz,
doch scheint man sich mehr schlecht als recht zu kennen.
 
 
VI. Rechts
 
Doch scheint man sich mehr schlecht als recht zu kennen...
Wird Individualität gesät,
dann erntet man auch Anonymität
und scheut sich schön, sie Einsamkeit zu nennen.
 
Na gut, bevor ich Trübsal blasend unke,
bekomme ich schon Bock auf kühles Bier.
So nehme ich ein Wirtshaus ins Visier
und strande in der dunkelsten Spelunke,
 
wo sich Halunken trunken unterhalten.
»Wir hassen Knoblauch, Sushi und Kakao«,
raunzt eine jener finsteren Gestalten.
 
»Die Asylantenheime müssen brennen!«
Die Typen hier sind stramm, die Sitten rau
im Netzwerk falscher Sender und Antennen.
 
 
VII. Tatendrang
 
Im Netzwerk falscher Sender und Antennen
wird mir malad. Ich trinke gar nicht aus
und bin im Nu aus diesem Laden raus.
Da sehe ich ein Mädchen heftig flennen.
 
Ich frage nach: »Was ist dir denn geschehen?«
Sie schluchzt: »Die Jungs sind doof und überhaupt.«
Die haben ihr das Taschengeld geraubt,
sind weggerannt und nimmermehr zu sehen.
 
Was Große können, lernen Kleine schnell,
doch wiederholt gelangt man zum Ergebnis:
Die Welt verhält sich ziemlich kriminell
 
und landet mal das Böse vor Gericht,
greift sich der Anwalt sein Erfolgserlebnis.
Den Opfern schlagen Keulen ins Gesicht.
 
 
VIII. Unterpfand
 
Den Opfern schlagen Keulen ins Gesicht,
doch auch ein Watschenmann verstellt sich eitel.
Sogar im Burschen mit dem Plastikbeutel
erkennt man eher spät den armen Wicht.
 
Er sieht nicht aus, als ob er trinkt und raucht,
wirkt weder dekadent noch ungewaschen,
und dennoch stöbert er nach leeren Flaschen -
abrupt, wie er in den Papierkorb taucht.
 
Umsonst bleibt sein Bemühn und unbelohnt.
Die ganzen Sammler konkurriern gewaltig.
Inzwischen wird kein Mülleimer verschont.
 
Ich steuere ein andres Viertel an.
Das Leben ist halt heute vielgestaltig.
Trotz allem geht es immerzu voran.
 
 
IX. Oben
 
Trotz allem geht es immerzu voran,
besonders in den besseren Quartieren.
Ich starte dort, ein wenig zu flanieren.
Indes, ein Wachmann ist ein wacher Mann.
 
Obwohl ich Villen nur bewundern will,
ist der sofort vor Ort, mich anzusprechen,
als plane ich ein schändliches Verbrechen.
Ich schieße los und rede vom Idyll,
 
als er, zwar äußerlich betont gesittet,
jedoch in seiner Mimik höchst bestimmt,
mich unverzüglich fortzugehen bittet.
 
Man hütet edle Güter und Kleinode.
Das Alte wird hier nicht auf neu getrimmt.
Was etwas taugt, kommt niemals aus der Mode.
 
 
X. Segler
 
Was etwas taugt, kommt niemals aus der Mode
und bildet so zu jener den Kontrast,
indem es jetzt genau wie weiland passt.
Juwelen werden keine Spur marode.
 
Ich sitze nun am nahgeleg’nen Wasser,
wo Boote liegen und gesegelt wird.
Trotz Gegenwind erscheint man unbeirrt.
Nur einem merkt man an, warum und dass er
 
Novize ist samt seiner stolzen Yacht.
Da wirken beide vorzugsweise protzig -
ein Merkmal junger monetärer Macht.
 
Das Geld zieht jedermann in seinen Bann.
Auf Widrigkeiten reagiert man trotzig,
solang man aus dem Vollen schöpfen kann.
 
 
XI. Bar und Bares
 
Solang man aus dem Vollen schöpfen kann,
sind Happyends in Sicht, so wie im Kino.
Ich schreite kurzerhand zum Spielcasino,
wo mancher Glückspilz einiges gewann,
 
nicht am Roulette-Tisch, sondern an der Bar.
Dort treffen sich die Schönen und die Reichen
im sanften Dämmerlicht mit ihresgleichen
bei Krimsekt, Kanapees und Kaviar.
 
Mich hält man freilich vom Ereignis fern.
Wenn Spieler um die wahren Werte zocken,
dann hat man Kiebitze mitnichten gern.
 
Diskret entzieht man sich dem Futterneid,
wo astronomische Gewinne locken.
Man steigert stetig die Geschwindigkeit.
 
 
XII. Schizophren
 
Man steigert stetig die Geschwindigkeit.
Die Mächtigen, die Wirtschaft und Eliten
erzielen immer bessere Renditen,
was das System nicht gegen Fäulnis feit.
 
Ich stehe vorm modernen Hospital,
wo Pfleger, Schwestern und die Ärzte eilen,
um jene, die verweilen, prompt zu heilen,
im Geist von Hippokrates’ Ideal.
 
Sie rüsten sich mit teuren Apparaten,
doch viele Kranke sind geweiht - dem Tod.
Gesunde brüsten sich dank Implantaten.
 
Ihr Aufenthalt, just eine Episode,
erbringt dem Chefarzt mehr als Lohn und Brot.
Wir merken bald, der Wahnsinn hat Methode.
 
 
XIII. Stillleben
 
Wir merken bald, der Wahnsinn hat Methode
und ist doch offensichtlich zeitgemäß.
Den Leuten juckt es ständig im Gesäß.
Bloß hin und wieder hilft der Proktologe.
 
In einer Glasvitrine hängt die Taube
in Weiß auf blauem Grund gleich unter J.
Ob Jesus mich beseelt, der liebe Gott,
ein Wunder, Überirdisches, der Glaube?
 
Ich gehe also in die Kirche rein
und sehe fromme Bildnisse der Glorie,
was ich in Ruhe tue, ganz allein.
 
So macht sich neben Stille Stillstand breit.
Museumartig innewohnt Historie.
Letztendlich gibt es nur Vergangenheit.
 
 
XIV. Endstation
 
Letztendlich gibt es nur Vergangenheit.
Im Freien flattert eine Nebelkrähe.
Der Friedhof liegt beschaulich in der Nähe.
Für jeden endet mal die Lebenszeit.
 
Da fragt man sich gravierend nach dem Sinn,
wenn Hinterbliebene auf Steine schreiben,
der Tote würde unvergessen bleiben.
Zum Grab jedoch bewegt sich niemand hin.
 
Bedächtig schreite ich zum Ausgangstor.
Was sprang heraus bei meinem Unterfangen?
Gewiss bin ich nicht weiter als zuvor
 
und zweifle dann am eigenen Verstand.
Da wird mir klar: Ich bin im Kreis gegangen.
Graffiti prangen schier an jeder Wand.
 
 
XV. Zeitraffer (Meistersonett)
 
Graffiti prangen schier an jeder Wand.
Der Weg führt gradewegs ins Ungewisse.
Es riecht nach Unrat, Moder und nach Pisse.
Ne schwarze Katze hockt am Wegesrand.
 
Bisweilen existiert noch Mittelschicht,
doch scheint man sich mehr schlecht als recht zu kennen
im Netzwerk falscher Sender und Antennen.
Den Opfern schlagen Keulen ins Gesicht.
 
Trotz allem geht es immerzu voran.
Was etwas taugt, kommt niemals aus der Mode,
solang man aus dem Vollen schöpfen kann.
 
Man steigert stetig die Geschwindigkeit.
Wir merken bald, der Wahnsinn hat Methode.
Letztendlich gibt es nur Vergangenheit.

 

 

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